Ich + Ich

Ich + Ich - Vom selben Stern

Bei der eigenwilligen Zusammensetzung versteht es sich von selbst, dass eine Fortsetzung der Arbeit nicht selbstverständlich ist. 2007 folgt das zweite Album „Vom selben Stern“. Es landet auf Platz vier der deutschen Charts, bleibt etliche Wochen weit oben und ist damit eines der wichtigen Alben dieses merkwürdigen Chart-Jahres. Ich + Ich bleiben gefühlsbetont, beziehen jedoch auch Position, zum Beispiel gegen willenlosen Konsum. Die Single „Vom selben Stern“ wird zum bis hierhin größten Erfolg der Musiker, für das Video stellt eine Vielzahl von Prominenten ihr Konterfei zur Verfügung und untermalt die Message. Gemeinschaft, Gemeinsamkeit, das Aufbegehren gegen den gemeinsamen Trott. Was widersprüchlich anmutet, bekommt eine logische Note. Sie wagen es unglaublich kitschig, schrecken jedoch auch vor ausgesuchter Albernheit nicht zurück. Leider hält sich der dynamische Beginn des Albums nicht, irgendwann wird es langweilig, „Wenn ich tot bin“ ist misslungen. Das können andere besser.

Mit „Prison Break (Ich glaub an Dich)“ setzt Adel Tawil 2007 auch allein eine Duftmarke. Das Duett mit Azad ist die Hymne für all jene, die gerade einen Kollegen im Jugendknast haben und für Adel Tawil der erste erste Platz in den deutschen Single-Charts.

 

Ich + Ich ist eine sonderbare Formation. Annette Humpe trifft auf Adel Tawil, eine Popikone der 80er Jahre auf einen jungen, hoch strebenden Sänger, Erfolgsproduzentin auf ehemaliges Boygroupmitglied. Gemeinsam machen sie es sich seit einigen Jahren in den deutschen Charts gemütlich, schaffen sich mit eingängigem Pop, deutschen Texten, hübschen Melodien und eigenwilligen Elektroarrangements ein Refugium, das nur sie und vielleicht noch Annettes Schwester Inga mit ihrem Partner Tommi Eckart als 2raumwohnung betreten dürfen.

Während letztere sich allerdings ausschließlich den netten und schönen Seiten widmen, ersparen Ich + Ich ihren Hörern keinesfalls, beide Seiten der Medaillen zu betrachten. Sie können auch traurig, etwas düster und stoßen allzu gerne gegen fest belegte Begriffe wie „Dienen“ und „Stolz“, brechen Regeln auf und sind bemüht, Worte neu zu besetzen.

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